Der Genuss stand bei Gerald Riglers WRC-Premiere im Vordergrund, am Ende wurde es ein klarer Sieg vor Maximilian Koch und Martin Fischerlehner. Der Ungar Daniel Fischer krönte sich zum neuen ARC-Champion, in der ART holte Markus Steinbock den Titel, in der Junioren-ARC stand Marvin Lamprecht bereits fest. Zahlreiche Fans kamen in den Norden, um die ehemaligen Prüfungen der Semperit-Rallye zu genießen... 
                                            Fotos: Harald Illmer  
                                            Die  legendären Sonderprüfungen der früheren Semperit-Rallye ließen die Fans in  Heerscharen zur Herbstrallye Dobersberg pilgern. Beim Grande Finale der  Austrian Rallye Challenge blieb auch der sogenannte „Wettergott“ den  Rallyefreunden wohlgesinnt: Während der Regen im Vorfeld der Rallye für  schwierige Streckenverhältnisse sorgte, blieb es am Samstag niederschlagsfrei.  
                                            Mit  den Titelentscheidungen in der ARC und der Austrian Rallye Trophy bot das  Saisonfinale Spannung bis zum Schluss – außerdem zündete Gerald Rigler, der  ARC-Champion des Jahres 2014 zum ersten Mal ein World Rally Car, sodass er  klarerweise der Topfavorit auf den Gesamtsieg war… 
                                              
                                            Gerald Rigler siegt im  WRC 
                                            Dieser  Rolle konnte der erst vor vier Jahren vom Enduro- in den Rallyesport  „übergelaufene“ 46-Jährige dann auch souverän entsprechen. Mit einer Bestzeit  eröffnete er die Rallye, insgesamt konnten Rigler und sein Copilot Martin  Rossgatterer sieben von neun SP-Bestzeiten einfahren und schlussendlich mit  einem Vorsprung von 40,6 Sekunden den Sieg feiern. 
                                            Im  Ziel der letzten Sonderprüfung kommentierte Rigler seinen Sieg gewohnt  unaufgeregt: „Super war das! Es ist einfach geil, mit diesem Auto zu fahren.  Die Rallye war auch wunderbar.“ Auf den Geschmack wäre der ARC-Champion 2014  freilich gekommen, doch ein fixer Umstieg auf die WR-Klasse steht für ihn aus  Budgetgründen nicht zur Diskussion: „Das spielt es nicht. Aber wir freuen uns  schon auf das kommende Jahr.“ Für 2017 hat Rigler bereits ein Projekt im  Köcher, das er vorerst noch nicht verraten möchte… 
                                            Koch gewinnt Duell um  Platz zwei 
                                            Bis  zum Schluss gab es ein spannendes Duell um den zweiten Platz, das zwischen  Martin Fischerlehner im Mitsubishi Carisma GT und Maximilian Koch im Skoda  Fabia S2000 ausgefochten wurde.  
                                              
                                            Fischerlehner konnte auf der zweiten Prüfung  sogar mit einer Bestzeit überraschen und das Rigler-WRC um drei Zehntelsekunden  hinter sich lassen. Der Niederösterreicher hatte mit der Herbstrallye noch eine  Rechnung offen, schließlich flog er 2015 als Führender auf der letzten  Sonderprüfung von der Strecke. Heuer musste er sich knapp gegen Koch geschlagen  geben, nachdem in seinem Mitsubishi der fünfte Gang Probleme bereitete. Am Ende  zitterte der frühere Radrennfahrer: „Unser Getriebe macht immer mehr Probleme –  ich hoffe, dass wir es noch in den Parc ferme schaffen.“ Letztendlich hatte der  „Defektteufel“ ein Erbarmen mit „Fischi“, der damit Gesamtrang drei belegte.  
                                            Maximilian  Koch gab in Dobersberg ein Comeback nach einem heftigen Unfall vor einem halben  Jahr, vom Start weg erklärte der Deutsche: „Ich möchte bei dieser Rallye wieder  an mein persönliches Limit herankommen und den Unfall damit verarbeiten.“ Nach  dem ersten Durchgang gab Koch ganz offen zu: „Noch bremse ich etwas zu früh,  doch es wird mit jedem Kilometer besser.“ Am Ende reichte es sogar noch für  eine Bestzeit auf SP8, auch er konnte das Rigler-WRC um drei Zehntelsekunden  distanzieren. 
                                            Daniel Fischer ist  ARC-Champion 
                                            Im  Vorjahr musste er den Titel abschreiben, nachdem er nach einem Missverständnis  einige Meter auf einer nicht offiziellen Strecke fuhr – Daniel Fischer  reagierte damals mit Sportsgeist, ein Jahr später krönte er sich mit dem guten  vierten Gesamtrang zum neuen Champion der Austrian Rallye Challenge (ARC).  
                                              
                                            Überglücklich  erklärte der Ungar: „Ich freue mich wahnsinnig über diesen Titel, denn ich  fahre sehr gerne hier in Österreich – ich liebe die Sonderprüfungen und die  Menschen in diesem Land.“ Während er in seiner Heimat Ungarn schon länger keine  Rallye mehr absolviert hatte, verspricht er für 2017: „Ich werde gerne wieder  in Österreich fahren und freue mich schon darauf, 2017 die Titelverteidigung zu  versuchen.“ Seinem Gegner im Titelkampf, Michael Kogler, streute Fischer schon  zu Mittag Rosen: „Er fährt verdammt schnell – schließlich hat er nur ein Auto  mit Zweiradantrieb.“ 
                                            Kogler als schnellster  2WD-Pilot ARC-Vizemeister 
                                            Dass  Michael Kogler im 2WD-Citroen überhaupt in den Titelkampf kam, verdankt er  seiner ausgezeichneten Performance – doch die Nachteile eines 2WD- gegenüber  einem Allradantrieb wurden durch die selektiven Bedingungen noch vervielfacht.  Kogler hätte nur dann ARC-Champion werden können, wenn es am Wagen von Fischer  Probleme gegeben hätte, so war die Enttäuschung auch nicht allzu groß: „Ich  gratuliere Daniel zu seinem Titel – ich habe versucht, so schnell wie möglich  zu fahren, mehr konnte ich nicht tun.“ 
                                            Beim  großen Showdown der Herbstrallye Dobersberg, einer Schotterprüfung auf dem  Areal des Dynamite Offroad Parks in Rappolds, musste Kogler dann auch noch  einen weiteren Allrad-Piloten ziehen lassen, zuvor konnte er mit Roman  Mühlberger um den fünften Gesamtrang kämpfen.  
                                              
                                            Doch auf der Schotter-SP konnte  Mühlberger noch einmal die Allrad-Vorteile ausspielen und dort die  entscheidenden zwölf Sekunden herausfahren. 
                                            Champion der Junior-ARC  hofft auf Sponsoren 
                                            Auch  Gernot Zeiringer im Opel Adam R2 büßte auf der abschließenden Schotterprüfung  noch einen Platz an den jungen Marvin Lamprecht im Mitsubishi Lancer Evo III  ein. Der bereits feststehende Champion der Junioren-ARC konnte damit die für  ihn so erfolgreiche Saison mit dem tollen siebten Gesamtrang in Dobersberg  abschließen. „Jetzt hoffe ich, dass ich die nötigen Sponsoren finde, um auch im  kommenden Jahr wieder fahren zu können“, erklärte der schnelle Rookie. 
                                            Steven  Schierlinger (Mitsubishi Lancer Evo III) und Gerald Bachler im Subaru nach dem  Reglement der neuen M1 Rallye-Masters rundeten die Top 10 ab. 
                                            Markus Steinbock feiert  ART-Titel 
                                            Auf  Gesamtrang 14 landeten Markus Steinbock und Harald Bachmayer in ihrem  Mitsubishi Lancer Evo V – damit konnten sie die Führung in der Austrian Rallye  Trophy für moderne Fahrzeuge halten und ihren ersten Titel feiern.  
                                            Steinbock  gab ganz offen zu: „Tagsüber war ich schon ein bisschen nervös, aber jetzt  freue ich mich umso mehr!“ Sein Hauptgegner im Titelkampf der ART, Peter  Brandstätter, fiel ebenso mit Defekt aus wie Thomas Pyringer, der als  Tabellendritter nur noch geringe Chancen hatte. 
                                            Historische:  Premierensieg für Franz Panhofer 
                                            Überglücklich  war am Ende Franz Panhofer, der in seinem Toyota Corolla seinen ersten  Gesamtsieg in der Gruppe der Historischen feiern konnte. Denn zuvor ging es bei  den Historischen dramatisch zu – mit Kurt Göttlicher und Günther Königseder  fiel ein Topfavorit nach dem anderen aus.  
                                              
                                            So  konnte sich Mazda-Pilot Gerald Fragner (Copilot Jürgen Pilz) mit dem zweiten  Tagesrang vorzeitig zum neuen Champion im Historischen Rallye Cup Division II  küren – seine Fans erwarteten Fragner im Ziel der letzten Prüfung mit  Wunderkerzen, eine nette Geste. Auf Platz drei der Historischen landete Jürgen  Hell-Mühlberger im Volvo 240 Turbo. 
                                            Hohe Ausfallsrate 
                                            Exakt  20 Ausfälle zeigen, wie selektiv diese Herbstrallye aufgrund der schwierigen  Streckenverhältnisse war. Auch prominente Piloten „verkühlten“ sich – etwa  Martin Kalteis, der am Vormittag mit seinem Mitsubishi Lancer Evo VII einen  heftigen Abflug fabrizierte: „Ich habe gleich drei Bäume gefällt, dann hat das  Auto auch noch zu brennen begonnen. Ich habe einfach einen Tick zu spät  gebremst – jetzt haben wir viel Arbeit, denn der Wagen wurde stark beschädigt.“  
                                            Dass  kann man auch beim Ford Sierra Cosworth von Kurt Göttlicher sagen, der nach  einem Radnabenbruch von der Strecke flog und sich gleich mehrmals überschlug.  Angeblich soll bei dem Wrack nur noch der Motor zu verwenden sein.  Glücklicherweise blieben die Piloten und Copiloten bei ihren Abflügen  unverletzt.  
                                            Wieder  einmal abstellen musste Walter Mayer: „Der Peugeot hat zu wenig Leistung und  wir konnten den Grund nicht herausfinden.“ 
                                            „So emotional“:  Schlusswagen-Duo mit Comeback-Gelüsten… 
                                            Die  legendären Sonderprüfungen der früheren Semperit-Rallye sind auch an Walter und  Jo Michl nicht spurlos vorübergegangen: Das Brüderpaar pilotierte bei der  Herbstrallye Dobersberg wie bei vielen anderen heimischen Rallyes den  offiziellen Schlusswagen. Die seit den Siebzigerjahren aktiven Brüder, die im  Jahr 2003 mit drei Klassensiegen aufzeigen konnten, haben ganz offensichtlich  Blut geleckt… 
                                            Jo  Michl schmunzelt: „Die Prüfungen rund um Dobersberg sind dermaßen schön, dass  wir uns gedacht haben: Wir kommen jetzt beide ins Pensionsalter - da haben wir  dann auch wieder mehr Zeit für den Rallyesport. Zurzeit diskutieren wir  darüber, welches Auto wir bei einem Comeback einsetzen würden. Ganz sicher  haben diese wunderbaren Strecken bei uns den Wunsch ausgelöst, wieder einmal  kräftig Gas zu geben…“ 
                                              
                                            Ergebnis Herbstrallye  Dobersberg nach 9 Sonderprüfungen  
   1. Gerald Rigler/Martin Rossgatterer (A/A,  Ford Fiesta WRC) 57:12,4 Minuten 
   2. Maximilian Koch/Lisa Brunthaler (D/D,  Skoda Fabia S2000) +40,6 Sekunden 
   3. Martin Fischerlehner/Tobias Unterweger  (A/A, Mitsubishi Carisma GT) +42,9 
   4. Daniel Fischer/Zoltan Buna (H/H, Subaru  Impreza GC8) +1:39,4 Minuten 
   5. Roman Mühlberger/Stefan Langthaler (A/A,  Mitsubishi Lancer Evo VI) +2:18,7 
   6. Michael Kogler/Anja Feuchtner (A/D,  Citroen DS3 R3) +2:31,0 
   7. Marvin Lamprecht/Emanuel Mattes (A/A,  Mitsubishi Lancer Evo III) +4:05,6 
   8. Gernot Zeiringer/Sabine Thaller (A/A, Opel  Adam R2) +4:19,9 
   9. Steven Schierlinger/Peter Medinger (A/A,  Mitsubishi Lancer Evo III) +4:26,9 
                                              10.  Gerald Bachler/Christoph Fischer (A/A, Subaru Impreza WRX STi) +4:36,5 
                                            SP-Bestzeiten: 
                                              SP1:  Rigler, SP2: Fischerlehner, SP3: Rigler, SP4: Rigler, SP5: Rigler, SP6: Rigler,  SP7: Rigler, SP8: Koch, SP9: Rigler 
                                            Die wichtigsten Ausfälle: 
                                              Kalteis  (Unfall), Göttlicher (Defekt & Unfall), Mayer (Aufgabe wegen  Motorproblemen), Neulinger (Defekt), Franz (Unfall), Pyringer (Defekt),  Pospisil (Technik), Brandstätter (Defekt). 
                                            Die Austrian Rallye  Challenge-Champions 2016: 
                                             
                                                ARC: Daniel Fischer 
                                                ARC Beifahrer: Zoltan Buna 
                                                ART: Markus Steinbock 
                                                ART Beifahrer: Harald Bachmayer 
                                                JuniorARC: Marvin Lamprecht 
                                                JuniorARC Beifahrer: Lukas Holzer 
                                            Michael Noir Trawniczek 
Pressedienst Herbst Rallye Dobersberg 2016  |